Niederländer und Finnen erkunden emsländische Mensen

Wenn bei offiziellen Vertretern des Landkreises Emsland angesichts einer größeren Schülergruppe der Gesichtsausdruck von freundlich-professionell zu interessiert wechselt und plötzlich Notizblöcke gezückt werden, dann haben die im Meppener Kreishaus vorgestellten Projektergebnisse unseres Erasmus+-Projektes offenbar nicht nur positiv überrascht, sondern nachgerade beeindruckt. Was war passiert?

Vom 21. bis zum 26. November 2021 hatten sich Schülergruppen unserer befreundeten Schulen aus Mikkeli, Finnland, und Haselünnes Partnerstadt Elburg am IJsselmeer in die Korn- und Hansestadt aufgemacht, um bei einem weiteren Projekttreffen an Strategien zu »Responsible Food«, also einem verantwortungsbewussten Umgang mit Nahrungsmitteln, zu arbeiten. Im Kern funktioniert das Projekt so, dass ein externer Auftraggeber den international durchmischten Schülergruppen ein Problem zum Lösen übergibt – in unserem Fall hieß das: Der Landkreis Emsland möchte gerne die von ihm betriebenen Schulmensen attraktiver und nachhaltiger gestalten. Eine Aufgabe aus dem Lebensalltag der deutschen, niederländischen und finnischen Teenager, der sie sich mit Feuereifer widmeten… und mit durchaus unterschiedlichen Lösungsansätzen.

Die umfangreich ausgestattete Mensa in Haselünne überraschte dabei die ausländischen Gäste: »In Finnland gibt es Mittagessen in jeder Schule. Das sind zwar oft nur einfache Menüs wie Suppen oder Eintöpfe, dafür sind sie für alle gratis«, erklärt die 17-jährige Riija aus Mikkeli, die eigentlich, wie sie verrät, viel lieber Sushi als Eintopf mag. Für die Gäste aus den Niederlanden ist hingegen schon die Idee einer Mensa ungewöhnlich. »Klar kann man bei uns Snacks kaufen; aber die meisten Schüler in den Niederlanden bringen sich zum Mittag etwas von zu Hause mit«, verrät Hidde (16) aus IJsselmuiden. Die Problematik einer deutschen Schulmensa erschließt sich allen aber recht schnell: Das Essen sollte gesund und nachhaltig und lecker und bezahlbar sein – eine Quadaratur des Kreises.

Am Ende überzeugen unterschiedliche Ansätze. »Wir haben mit einem Biohof aus Haren telefoniert; die wären sowohl imstande als auch willens, dem Landkreis regional produziertes Gemüse in Bio-Qualität zu liefern«, erklärt Mia aus dem 11. Jahrgang des KGH. Eher vom niederländischen Alltag inspiriert ist die Idee, in den Mensen des Landkreises Emsland Mikrowellen aufzustellen, um so individuell mitgebrachtes Essen aufzuwärmen. »Wenn Eltern das wissen und entsprechend planen, kann das sogar dabei helfen, Lebensmittelreste sinnvoll zu verwenden«, ist sich Tyler aus der 10b sicher. »Außerdem kann sich so jeder mitbringen, was er auch tatsächlich essen würde.« – Alle Präsentationen werden, multimedial unterstützt, am Donnerstag den 25.11.2021 im Meppener Kreishaus vor Vertretern des Landkreises vorgestellt; diese zeigten sich unisono von der Qualität, der realistischen Umsetzbarkeit und dem internationalen Teamwork beendruckt und versprachen, die Ergebnisse auf den Weg der politischen Entscheidungsfindung einzubringen.

Während also die Woche inhaltlich ein voller Erfolg war, durfte auch das interkulturelle Vergnügen nicht zu kurz kommen. So lernten die Gäste im Bremerhavener Klimahaus viel über die Welt – und beim anschließenden Besuch des Weihnachtsmarktes in Bremen eine deutsche Tradition kennen, die insbesondere den niederländischen und finnischen Kollegen ausnehmend gut gefiel. Ohnehin zeigte auch dieser Durchgang des von der Europäischen Union großzügig geförderten Projekts, dass längst zwischen den drei Schulen – dem Elburger Nuborgh-College Lambert Franckens, dem Mikkelin Lukio aus dem Osten Finnlands sowie dem KGH – vor allem freundschaftliche Bande über alle sprachlichen und kulturellen Grenzen hinweg entstanden sind, sodass sich alle bereits auf die nächsten Besuche im Rahmen des Projekts »Responsible Food« freuen.