Salvete discipuli et discipulae, carissimi parentes,
warum sollte jemand heute noch Latein lernen? Weil das am Gymnasium schon immer Usus war? Natürlich nicht – Latein als zweite Fremdsprache zu erlernen, ist mehr als Selbstzweck oder eine skurrile Vorliebe für eine vermeintlich „tote“ Sprache. Tatsächlich möchten wir als Fachgruppe Latein unseren Schülerinnen und Schülern einen Fundus an Themen und Wissen mitgeben, die heute vielleicht aktueller sind denn je! Noch schöner wird es, wenn auch jemand Freude am Ausdruck und am Spiel mit Sprache gewinnt. Am Kreisgymnasium St. Ursula verläuft das so:
- Jahrgang 6: Beginn der Lehrbuchphase mit „Adeamus“
Erarbeitung eines Grundwortschatzes, Erwerb von Grammatikkenntnissen, Training von Übersetzungsmethoden; weil die lateinische Sprache viele Informationen in Endungen codiert, ist jeder Satz auch eine Denksportaufgabe: Erst wenn alle Teilinformationen entschlüsselt und sinnvoll zusammengesetzt sind, ist die Aufgabe gelöst und der Satz übersetzt.
In jeder Lektion außerdem: Einblicke in Leben und Alltag vor 2000 Jahren, Beschäftigung mit Göttern, Mythen, Sagen, Helden und historischen Hintergründen. Dies übt übrigens immer auch interkulturelle Kompetenzen ein!
- Jahrgang 10: Beginn der Lektüre von antiken Originaltexten
Wir beschäftigen uns mit Klassikern wie Caesar, Cicero, Seneca oder Ovid, ausgewählt durch die Fachlehrkräfte (Jg. 10 und 11) bzw. zentral durch das Land Niedersachsen (Kurse auf g.A.- und e.A.-Niveau in den Jgg. 12 und 13).
Inhaltlich geht es um zeitlose Fragen: Wie nutze ich Zeit? Wie funktioniert ein Staat? Welche Erwartungen habe ich an Freunde? Welche Rolle spielen Götter in unserer Welt? Gibt es einen „gerechten Krieg“? Was bedeutet Erfolg – und macht er mich glücklich?
Als Sprache ohne Muttersprachler mag Latein zwar zwecklos scheinen, es ist aber ohne jeden Zweifel sinnvoll – um zu verstehen, wie Sprache funktioniert, Rhetorik manipuliert. Um Helden und Mythen kennen zu lernen, die nach wie vor zur Allgemeinbildung gehören. Um Fremdwörter und Fachbegriffe im Deutschen, Englischen und vielen anderen Sprachen zu verstehen und sicher anwenden zu können. Und letzten Endes auch, um, ausgestattet mit einem Latinum, sich an der Universität ganz auf das Studium konzentrieren zu können.