Gut zu wissen Tafel 10-12
Mühsamer Neubeginn
In den ersten Jahren der Nachkriegszeit fehlte es in der Schule am Nötigsten. Neben nicht vorhandenen Lehrmaterialien fehlten auch die Möbel für die Pensionärinnen. Schülerinnen, die nach dem Krieg das Internat besuchten, mussten ihre eigenen Betten mitbringen, wie Zeitzeuginnen berichten.
Ein spannendes Programm
Die Schwestern legten direkt nach dem Wiederaufbau großen Wert auf die kulturelle Bildung ihrer Schülerinnen. Dazu ermöglichten sie Veranstaltungen, die heute in einer Schule kaum vorstellbar wären: Zeitzeuginnen berichteten von Opernsängerinnen, die in der Schulaula sangen. Ausflüge wurden unternommen, unter anderem nach Hamburg, wo Schülerinnen und Lehrerinnen Gustav Gründgens als „Mephisto“ in Goethes „Faust“ erleben durften. Gründgens gehörte damals zu den bedeutendsten Schauspielern, in der Rolle des Mephisto erlangte er besondere Bekanntheit.
Stetiges Wachstum und stetige Veränderung
Die Schule wurde in ihrer langen Geschichte immer wieder ausgebaut und erweitert. Die stetig steigende Zahl an Schwestern, Schülerinnen und Lehrerinnen machte diese Ausbauten notwendig. Eine erste Erweiterung erfolgte 1871. Nach Rückkehr der Ursulinen aus dem Exil 1888 wurde der Neuaufbau der Schule mit zahlreichen Spenden großzügig unterstützt. 1895 wurden das Backsteingebäude an der Sackstraße mit einem großen Speisesaal für die Schülerinnen sowie Klassenräume im Erdgeschoss und Schlafzimmer für die Pensionärinnen in den Obergeschossen errichtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden neue Klassenräume, eine Turnhalle und eine Aula erbaut. 1910 wurde das heute als Gebäude A oder Altbau bezeichnete Schulhaus errichtet. Hier waren auch Physik- und Zeichensaal untergebracht. 1927 erfolgte eine erneute Erweiterung um vier Klassen und um eine Frauenschulküche, die zur Frauenschule gehörte. Auch in den 1960er Jahren und nach der Aufnahme von Jungen in den 1970er Jahren wurden Neubauten errichtet. Da die Schwestern zu diesem Zeitpunkt bereits ihre neue Aufgabe in der Altenpflege gefunden und neue Klostergebäude am Paulusweg errichtet worden waren, mussten die Klausurgebäude, die sich noch immer auf dem Schulgelände des Kreisgymnasiums befanden, weichen. Anders als der Abriss des Altbaus 2021 lösten diese Abrissarbeiten keine Kontroverse aus.
„Zeitkapsel“ im Grundstein
Während des Abrisses des Gebäudes A, des sogenannten Altbaus, wurde im Grundstein eine „Zeitkapsel“ aus dem Jahr 1910 gefunden. Sie enthielt einen Jahresbericht der Schule, Jahrgang 1909/10, ein Glas mit Heiligen-Medaillons und eine lateinische Botschaft zur Grundsteinlegung.
Übersetzung der Gründungsbotschaft aus der „Zeitkapsel“ des Grundsteins
Friede sei in deinen Mauern, Geborgenheit in deinen Häusern!
Wegen meiner Brüder und meiner Freunde will ich sagen: In dir sei Friede.
Wegen des Hauses des HERRN, unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen. (Psalm 121)
Im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit!
Jesus! Maria! Josef!
Im Jahre des Heils 1910 n. Chr., am Festtag der Aufnahme (in den Himmel) der heiligen Jungfrau Maria, am 15. August, im Pontifikat Pius‘ X., als Hubert Voss Bischof von Osnabrück war, wurde dieser Grundstein gelegt. Dieses Haus wird errichtet zur Vergrößerung der Schule der nach der heiligen Ursula benannten Schwestern. Diese Schule umfasst zehn Klassen von Mädchen und ein Lehrerinnenseminar. Die Schule besuchen ca. 220 Schülerinnen, von denen ungefähr 160 im Kloster wohnen. Der Ursulinenkonvent besteht aus 34 Chorschwestern und 16 Laienschwestern.
Zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Menschen.
Haselünne, am 15. August (am 18. Tag vor den Kalenden des Septembers) 1910.
Übersetzung: Michael Berndt; Übersetzung des Psalms: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe, Stuttgart 2016.