Gut zu wissen Tafel 1-3
Weitgereiste Statuen
Als die Klarissen Oldenzaal verlassen mussten, durften sie die Ausstattung ihrer Kirche mitnehmen. Vier mitgebrachte Heiligenstatuen befinden sich bis heute im Ursulinenkloster am Paulusweg. Im Kirchturm der Klosterkirche hängt noch immer die aus Oldenzaal mitgebrachte Glocke. Jeden Abend um 18 Uhr wird sie geläutet.
Leben in großer Armut
Die Lebensumstände der Klarissen in Haselünne waren in den ersten Jahren katastrophal. In der Stadt waren die Folgen des Dreißigjährigen Krieges unübersehbar. Neben der sehr baufälligen Unterkunft der Klarissen hatten sie auch Probleme, ihren Lebensunterhalt aufzubringen und waren gezwungen, betteln zu gehen. Aus Verzweiflung kehrten einige Schwestern zurück nach Vreden.
Ein Zeugnis unermüdlicher Arbeit
Die Klostermauer, die noch heute einen Teil des Schulgeländes umgibt, wurde von den Klarissen errichtet. Die nötigen Ziegel fertigten sie selbst. Das in die Mauer eingelassene Fenster wurde jedoch nachträglich hinzugefügt. Die Armenversorgungskommission, die das Kloster nach Weggang der Klarissen besaß, ließ es einbauen. Die Ursulinen mauerten es später zu; geöffnet wurde es dann wieder während der Restaurierung der Mauer 1986.
Die Klosterkirche
Gemeinsam mit den Klostergebäuden wurde wohl ab 1668 auch die Klosterkirche in Eigenregie von den Klarissen errichtet – vermutlich mit Hilfe einiger Franziskanermönche. 1685 wurde der Chor der Kirche geweiht, die Gesamtkirche erst 1730. 1686 schenkte Maximilian Heinrich, Kurfürst und Bischof von Münster, 300 Reichstaler für die Errichtung des barocken Hochaltars. Nachdem die Ursulinen Kloster und Kirche übernahmen, ließen sie den charakteristischen Westbau der Kirche errichten. Im Zuge tiefgreifender Umbaumaßnahmen der Kirche ab 1890, bei denen auch der Altar umgestaltet wurde, integrierte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch einen Freisitz für die Schwestern in den Westbau. In den 1950/60er Jahren erfolgten Renovierungsarbeiten, unter anderem der Einbau der heutigen Fenster. Als die Schule 1972 an den Landkreis überging, übernahm dieser auch die Klosterkirche. Unter seiner Führung wurden 1977 der Eingangsbereich sowie der hintere Teil der Kirche umgebaut.
Freiheit an einem unerwarteten Ort
Der Eintritt in ein Stift oder ein Kloster wurde im Mittelalter von vielen Frauen als Chance für ein möglichst selbstbestimmtes, freies, gebildetes und friedliches Leben gesehen. Dort konnten sie eine Lebensweise pflegen, die ihnen in der Ehe in den meisten Fällen verwehrt blieb.
Frauenbildung nur mit männlicher Fürsprache
In der Frühen Neuzeit stand man der Gelehrsamkeit und Bildung von Frauen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Viele gelehrte Frauen wurden von ihren Vätern, Großvätern oder Brüdern mit in ihre Studien einbezogen. Heirateten diese Frauen, musste der Ehemann die Studien seiner Frau gutheißen und fördern. Denn selbst die damals fortschrittlichsten Theorien zur Lehre und Bildung von Frauen unterstützten die Ansicht, dass die Frau dem Mann in der Ehe untergeordnet sei.
Andernorts stark diskutiert
Im 17. und auch noch im 18. Jahrhundert stand man in Frankreich und Großbritannien der Frauenbildung offener gegenüber als in den deutschen Staaten. Hier wurden zahlreiche Schriften verfasst, die sich mit der höheren Bildung von Frauen befassten und zu ganz unterschiedlichen Schlüssen kamen. Auch Frauen waren aktiv an diesen Diskussionen beteiligt. Dass die Frauenbildung in den deutschen Staaten damals so wenig diskutiert wurde, lag wohl auch am Dreißigjährigen Krieg und der fehlenden wirtschaftlichen und kulturellen Blüte.
Schulen in Haselünne
Bevor die Klarissen in Haselünne eine Mädchenschule errichteten, gab es drei weitere Schulen in der Stadt. 1297 wurde eine Lateinschule erstmals urkundlich erwähnt, 1594 eine deutsche Schule. Sie wurden von den Jungen der Stadt besucht. 1658 wurde eine erste Schule für Mädchen eingerichtet. Sie hatte weiterhin Bestand, nachdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts die älteren Mädchen durch die Klarissen unterrichtet wurden.
Erster Unterricht bei den Klarissen
Die Klarissen unterrichteten die „Kostjuffern“ im Schreiben, in Handarbeiten und Französisch. In der späteren Klosterschule wurden die Mädchen aus der Stadt zudem noch im Rechnen und Zeichnen unterrichtet. Auf das Benehmen der Schülerinnen hatten die Schwestern ebenfalls zu achten. Essen und das Trinken von Bier waren den Kindern in der Schule verboten. Letzteres verwundert heute. Bier galt jedoch in Zeiten, als es keine gesicherte Versorgung mit sauberem Wasser gab, als Grundnahrungsmittel.
Umnutzung im laufenden Betrieb
Wie viele Schwestern genau aus dem Exil nach Haselünne zurückkehrten, ist nicht gesichert. Die Anzahl war jedoch wohl so gering, dass sie Kloster und Kirche nicht in Stand zu halten vermochten und die Gebäude immer weiter verfielen. Als sich die Armenverwaltung der Stadt 1837 dazu entschloss, die Gebäude zu erwerben, wohnten noch fünf Schwestern und ihr Beichtvater im Kloster. Ihnen wurde weiterhin Wohnrecht gewährt. Die letzte das Kloster bewohnende Klarisse starb 1849.
„Die Letzte ihrer Art”
Die letzte Haselünner Klarisse war Maria Wilhelmine Olfers, die jedoch nicht mehr im Kloster wohnte, sondern in einem kleinen Haus am Hopfenmarkt. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters war Olfers Novizin, hatte also nicht die Gelübde abgelegt, die sie zu einer vollwertigen Chorschwester gemacht hätten. Dies hinderte sie jedoch nicht daran, in ihren eigenen vier Wänden so weit wie möglich nach den Regeln des Klosters zu leben. Eine Ursulinen-Schwester erinnerte sich daran, dass in ihrer Schulzeit Olfers regelmäßig die Schulmesse besuchte. Sie kam gemeinsam mit einer Dienerin, die einige Schritte hinter ihr zu gehen hatte. Die letzte Haselünner Klarisse verstarb in den 1870er Jahren und wurde auf dem Friedhof der Ursulinen beigesetzt.
Die Klostermauer
Heute befindet sich in der Klostermauer ein Fenster. Tatsächlich war das Fenster nicht von Anfang an vorgesehen. Eingebaut wurde es von der Armenverwaltung nach 1837, eventuell diente es zur Übergabe von Spenden an die Bedürftigen. Die Ursulinen ließen das Fenster zumauern, geöffnet wurde es im Zuge einer Restaurierung der Mauer 1986.