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Begriffserklärungen Tafel 7-9

  • Nationalsozialismus: Der Nationalsozialismus war eine totalitäre, rassistische und antisemitische Ideologie, die von Adolf Hitlers Partei NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) propagiert wurde. Ab 1933 errichteten die Nationalsozialisten eine Diktatur in Deutschland, unterdrückten politische Gegner, verfolgten Minderheiten und begannen mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg (1939–1945). Zudem beging das NS-Regime mit dem Holocaust den größten Massenmord in der Menschheitsgeschichte: Zu diesem Zweck errichteten die Nationalsozialisten ein Netzwerk aus Konzentrations- und Vernichtungslagern. In diesen wurden Millionen Juden, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle und viele andere Menschen, die nicht ins Weltbild der Nationalsozialisten passten, ermordet.

  • Ursulinen/Ursulinenorden: Der Ursulinenorden wurde 1535 von Angela Merici in Brescia (Norditalien) gegründet. Er ist ein Orden für Frauen und setzt sich besonders für die Bildung von Mädchen ein. Seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war er auch in deutschen Gebieten verbreitet und gründete Schulen. Die Heilige Ursula ist Schutzpatronin des Ordens. Passend dazu wird sie als Patronin der Lehrerinnen verehrt.

  • „erbgesund“: Begriff, der im Nationalsozialismus in Abgrenzung zu „erbrank“ verwendet wurde. Als „erbkrank“ wurden Menschen bezeichnet, die an als vererbbar geltenden Krankheiten oder körperlichen oder geistigen Einschränkungen litten. Personen, die als „erbkrank“ galten, wurden zur Sterilisation gezwungen. Ab 1939 wurden sie zu Hundertausenden systematisch ermordet.

  • Kloster/Nonne: Ein Kloster ist eine christliche Gemeinschaft von Frauen oder Männern. Die der Gemeinschaft beigetretenen Menschen legen ein Gelübde ab. Das heißt, sie schwören, sich an die Klosterregeln zu halten, in Armut zu leben und das Kloster nicht mehr zu verlassen. Früher lebten sie meist abgeschieden von der Öffentlichkeit und widmeten ihren Alltag dem Beten und Arbeiten. Die Angehörigen von Klöstern nennt man Nonnen oder Mönche.

  • Derk de Haan: Derk de Haan wurde 1908 in Oldersum (Ostfriesland) geboren. Bereits in seiner Jugend und während seines Lehramtstudiums war er Mitglied der Jugend- und Studentenabteilung der Organisation „Stahlhelm“, im April 1933 trat er in die SS ein und übernahm dort niedrigere Führungsaufgaben. Nachdem er als Mitglied der Waffen-SS im Krieg verwundet worden war, wurde er stellvertretender Leiter der NPEA Ilfeld. Im Oktober 1941 begann er mit dem Aufbau der NPEA Emsland in Haselünne. Seine nationalsozialistische Gesinnung lässt sich in verschiedenen Quellen und durch Zeitzeugenberichte deutlich ablesen: Zur Ausstattung der NPEA regte de Haan an, Möbel deportierter jüdischer Familien aus den Niederlanden zu verwenden. Zeitzeugen, ehemalige „Jungmannen“ der NPEA Emsland, berichteten von einer Begebenheit, bei der de Haan das bei einem Mittagsapell beobachtete Fehlverhalten eines sowjetischen Kriegsgefangenen mit den an die Jungen gerichteten Worten kommentierte: „Wenn es nach mir ginge, müsste jeder von euch einen Russen mit der Axt erschlagen“. Unter den Schülern wurde de Haan auch „Nero, der Bluthund“ genannt. Nach Ende der NS-Zeit wurde de Haan für seine Taten nicht belangt. Zunächst tauchte er unter falschem Namen unter, wurde dann unter seinem richtigen Namen Lehrer an einem Gymnasium in Hannover. Im Anschluss daran war er bis zu seiner Pensionierung Schulleiter am Ulrichsgymnasium in Norden. 1975 starb Derk de Haan. Seine Familie regte die Benennung eines Wanderwegs bei Norden nach ihm an, die 2010 umgesetzt wurde. 2021 wurde die Benennung wegen de Haans nationalsozialistischer Vergangenheit rückgängig gemacht.

  • Gestapo: Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war die politische Polizei des NS-Regimes (1933–1945). Sie verfolgte Regimegegner, überwachte Bürger:innen und organisierte die Verfolgung von Juden, Homosexuellen, politischen Gegnern und anderen Gruppen. Zu ihren Methoden gehörten Folter, Denunziation und Terror.

  • Volksschule: Die Volksschule war eine Schulform, die zwischen dem Beginn des 19. Jahrhunderts und den 1960er und 70er Jahren existierte. Sie war Vorgänger der heutigen Grundschulen. Einen Volksschulabschluss bekam man nach acht Jahren Schulbesuch.

  • Horst Janssen: Horst Janssen (*14.11.1929; +31.8.1995) war ein deutscher Künstler. Bekannt ist er vor allem für seine Zeichnungen und Grafiken. Er wuchs in Oldenburg auf, wo sich seit dem Jahr 2000 das Horst-Janssen-Museum befindet. Zwischen 1942 und 1945 war Janssen Schüler der NPEA Emsland in Haselünne: „An einem grauen Oktobertag 1941 kam ich in dem düsteren Nonnenkloster in Haselünne, aus dem man die Nönnchen verscheucht hatte und was nun die Brutkiste für die Eliteküken des tausendjährigen Reichs geworden war, an.“ Die Zeit in Haselünne prägte Janssen nachhaltig. Einerseits wurde sein künstlerisches Talent entdeckt und gefördert, anderseits kann man späteren Berichten Janssens entnehmen, dass er der Zeit in der NPEA und den harschen Erziehungsmethoden zwiegespalten gegenüberstand: „Strafdienst. Strafdienst – diese Welt der Schmerzen, des Leidens, der trockenen Tränen und einer seltsamen sexuellen Lust […]. Hier nur so viel: des Knaben Himmelreich!“. Entdecker und Förderer Janssens zeichnerischen Talents war der Kunstpädagoge Hanns Wienhausen. Er machte ihn mit der von den Nationalsozialisten verachteten modernen Kunst vertraut. Hanns Wienhausen war ab 1943 in Haselünne tätig. Nachdem er im Kriegseinsatz in Russland schwer verwundet worden war, wurde er von den Nationalsozialisten in der NPEA Emsland als “Hilfserzieher” eingesetzt. Er hatte in Berlin Kunst studiert und war dort mit dem Expressionismus in Kontakt gekommen, der auch seine spätere Kunst nachhaltig prägte. Die Nationalsozialisten sahen diese Art der Kunst als „entartet“ an. Nach dem Krieg wurde Wienhausen Professor für Kunstdidaktik in Münster. Außerdem betätigte er sich unter anderem im Bereich Malerei, Glasmalerei und Linolschnitt. In Haselünne findet sich ein Kunstwerk von ihm am Giebel der Stadthalle. (Zitate aus Gerhard Kaldewei: Schwierige Schauplätze, Oldenburg 2016, S.123, 127.)
    Die Tafel „Indoktrination und Drill“ zeigt eine Karikatur Janssens, die er 1983 für einen Schüler des Kreisgymnasiums anfertigte. Dieser hatte Janssen im Zuge eines Geschichtsprojekts zur NPEA Emsland angeschrieben. Jansen kündigte in einem Brief an, demnächst zu berichten: „… wie mir war, als ich noch Elite war – als ich ein Nazi war und einen Wehrhof im Osten versprochen bekam.“ Den Brief versah er mit der Karikatur, die ihn selbst als dünnen Jungen in Uniform der „Jungmannen“ zeigt. Wie in einer Denkblase schwebt Hitlers Kopf neben Janssen, versehen mit dem Zusatz „Mein Führer“. Sich selbst versah Janssen mit dem Motto der NPEA „Mehr Sein als Schein“ und der Jahreszahl 1942. Ihm gegenüber steht Janssens heutiges Ich, deutlich gealtert. Er trägt die Jahreszahl 1983 und ebenfalls den Zusatz „Mehr Sein als Schein“. Neben seinem Kopf schwebt, ebenfalls wie in einer Denkblase, Janssens Selbstportrait mit dem Zusatz „ICH – Mein eigener…“.
    • SS: Die SS („Schutzstaffel“) war eine Organisation des nationalsozialistischen Regimes. Sie verstand sich selbst als Eliteeinheit Adolf Hitlers, leitete die Konzentrations- und Vernichtungslager, in denen Millionen Menschen ermordet wurden, und verantwortete zahlreiche Kriegsverbrechen.

  • Deportieren/Deportation: Deportationen waren erzwungene Verschleppungen von Jüdinnen und Juden, politisch Andersdenkenden, Sinti und Roma, Homosexuellen und vielen anderen Menschen, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten. Sie wurden meist per Zug in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht, wo sie durch Zwangsarbeit oder Hunger starben oder auf andere Art ermordet wurden. Die Deportationen waren zentraler Bestandteil des Holocaust.

  • Hitlerjugend: Die Hitlerjugend (HJ) war die Jugendorganisation der Nationalsozialisten, die seit 1926 existierte und nach Adolf Hitler benannt worden war. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren, wurde sie zur einzigen Jugendorganisation in Deutschland, da alle anderen verboten worden waren. Die Hitlerjugend verfolgte das Ziel, junge Menschen vollkommen auf die Weltanschauung der Nationalsozialisten einzuschwören und auf den Kriegsdienst vorzubereiten.

  • Strafgefangenenlager Börgermoor: Die Nationalsozialisten errichteten das Lager im Juni 1933 als Konzentrationslager. Es wurden vor allem politisch Andersdenkende inhaftiert und für Zwangsarbeit im Moor eingesetzt: sie mussten täglich über viele Stunden im Torfabbau, Straßen- und Wegebau sowie in der Entwässerung arbeiten. Im April des Jahres 1934 wurde es in ein Strafgefangenenlager der Justiz umgewandelt. Auch die Strafgefangenen lebten und arbeiteten unter sehr schlimmen Bedingungen und waren der Gewalt der Wachmannschaften willkürlich ausgesetzt.

  • Hümmling: Hümmling ist der Name einer Geestlandschaft im nördlichen Landkreis Emsland. Das Gebiet ist bekannt für Heide- und Moorlandschaften sowie Großsteingräber aus der Jungsteinzeit. Während der NS-Zeit wurden auf dem Hümmling Großsteingräber archäologisch erforscht. Die Forschungsergebnisse dieser und vieler anderer Ausgrabungen wollten die Nazis für ihre Propaganda nutzen.

  • Tiefflieger: „Tiefflieger“ werden niedrig fliegende Kampfflugzeuge genannt. Dadurch sind sie vom Radar schwerer zu erfassen, werden erst spät gesichtet und überraschen den Gegner somit beim Angriff.

  • Endsieg: „Endsieg“ war ein Propagandabegriff der Nationalsozialisten für den endgültigen Sieg im Zweiten Weltkrieg. Er sollte den Durchhaltewillen der Soldaten und der Bevölkerung stärken, obwohl die militärische Lage zunehmend aussichtslos wurde und sich eine Niederlage abzeichnete.

  • Lazarett: Ein Militärkrankenhaus, in dem vor allem Soldat:innen während des Kriegs behandelt werden, nennt man Lazarett. Während des Zweiten Weltkriegs wurden dort fast ausschließlich Soldaten behandelt, Soldatinnen waren die absolute Ausnahme.

  • Ausgebombte Personen: Ausgebombte Personen nannte man Menschen, deren Wohnraum durch Krieg und Bombardierung zerstört wurde, so dass sie obdachlos wurden.

  • Alliierte/alliierte Truppen: Die alliierten Truppen bzw. Alliierten im Zweiten Weltkrieg bestanden aus Streitkräften der USA, der Sowjetunion, Großbritanniens und weiterer Länder. Sie kämpften gegen die sogenannten “Achsenmächte” (Deutschland, Italien, Japan).