Lichtverschmutzung im Wandel der Stadtgröße – Osnabrück und Lingen im Vergleich
Die vorliegende Untersuchung vergleicht zwei Passagen – die Große Hamkenstraße in Osnabrück und die Lookenstraße in Lingen. Durch den Vergleich ist es möglich, Unterschiede in der nächtlichen Beleuchtung sichtbar zu machen. Hierfür wurde mithilfe eines kalibrierten Luxmeters nach Ende der astronomischen Dämmerung systematische Messungen durchgeführt. Aus den erhobenen Daten entstanden Beleuchtungsstärkekarten, die anhand farblicher Bereiche zeigen, wie intensiv einzelne Abschnitte beleuchtet sind. Dadurch lässt sich erkennen, welche Lichtquellen besonders stark zur Aufhellung beitragen und wo Maßnahmen zur Reduktion der Lichtverschmutzung sinnvoll wären.
Die Untersuchung steht im Zusammenhang mit Forschungsergebnissen, die zeigen, dass größere Städte und dichter besiedelte Gebiete im Durchschnitt höhere Beleuchtungsstärken aufweisen [1]. Studien gehen davon aus, dass die Helligkeit typischerweise mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum abnimmt und ein Distance-Decay-Gradient entsteht. Dieses Muster findet sich auch in der Lightpollutionmap (www.lightpollutionmap.info) von Osnabrück wieder: Die innerstädtischen Bereiche strahlen deutlich heller als umliegende Wohn- oder Industriegebiete (siehe nachstehende Abbildung). Die Messung zeigt zudem, dass selbst in kleineren Städten wie Lingen lokale Quellen künstlicher Aufhellung vorhanden sind. Im Vergleich zur Osnabrücker Passage fallen die maximalen Werte jedoch geringer aus.
Osnabrück: Großstadtpassage mit starkem Streulicht
Der Untersuchungsabschnitt in der Großen Hamkenstraße umfasst etwa 10 × 35 m². Dort wurden vier stark beleuchtete Werbereklamen identifiziert, die jeweils etwa 11 Lux erreichten. Zusätzlich befinden sich zwei Kugelleuchten im Messbereich, die mit rund 16 Lux großflächiges Streulicht erzeugen und in verschiedene Richtungen abstrahlen – darunter auch direkt in den Himmel.
Zudem wurden Up-&-Down-Wandleuchten dokumentiert, die gleichzeitig nach oben und unten abstrahlen und damit erheblich zur Lichtverschmutzung beitragen. In Kombination mit hellen Schaufenstern entsteht ein unruhiges, inhomogenes Beleuchtungsbild. Die Messwerte von 8 bis 19 Lux deuten auf eine deutliche Aufhellung hin, die nicht nur die Passage selbst, sondern über Streuung und Reflexion auch den Nachthimmel beeinflusst.
Die ausgeprägten weißen und pinken Bereiche der Beleuchtungskarte zeigen, dass mehrere Lichtquellen sich überlagern und ein durchgehend helles Umfeld erzeugen.
Für die Lookenstraße wurde ein gleich großer Abschnitt vermessen. Identifiziert wurden zwei beleuchtete Schaufenster, zwei Werbereklamen und zwei Peitschenleuchten. Die Peitschenleuchten erreichten etwa 14 Lux und waren leicht nach oben gebogen, wodurch ein Teil des Lichtes in den Himmel abgestrahlt wurde. Schaufenster und Reklamen erreichten Werte zwischen 11 und 13 Lux.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurden dagegen nur 1 bis 4 Lux gemessen – Werte, die nicht als Lichtverschmutzung gelten. Die Beleuchtungskarte wirkt insgesamt kontrastärmer als in Osnabrück, was auf eine geringere Gesamtbeleuchtung hindeutet. Die hellsten Stellen konzentrieren sich klar auf einzelne Lichtquellen und überlagern sich kaum.
Lingen: Geringere Werte, klar abgegrenzte Lichtinseln
Bewertung und Einordnung
Die Karten zeigen deutlich, dass nicht allein die Stadtgröße über die Lichtverschmutzung entscheidet, sondern die Art, Anzahl und Ausrichtung der verwendeten Lichtquellen. Osnabrück zeigt eine Vielzahl ungerichteter Lichtquellen, deren Licht sich gegenseitig verstärkt. Lingen weist dagegen punktuelle Quellen auf, deren Wirkung räumlich begrenzt bleibt.
Für die jeweiligen Standorte ist die Untersuchung nicht repräsentativ für das gesamte Stadtgebiet, da der Messbereich lediglich einen kleinen Innenstadtausschnitt umfasst. Zudem ist bei der Bewertung der Messergebnisse zu berücksichtigen, dass ausschließlich unterhalb der Lichtquellen gemessen wurde. Die ermittelten Werte geben daher nur die Helligkeit auf Bodenniveau wieder. Wie viel Licht tatsächlich in den Himmel abgestrahlt wird, wurde nicht erfasst und kann lediglich grob abgeschätzt werden.
Schlussbetrachtung
Die Untersuchung zeigt, dass sowohl Osnabrück als auch Lingen lokale Problemstellen aufweisen, die zu unnötig hoher nächtlicher Helligkeit führen. Osnabrück besitzt aufgrund der Vielzahl ungerichteter Lichtquellen eine flächigere und intensivere Aufhellung, während in Lingen einzelne Lichtquellen dominieren. Dennoch lassen sich in beiden Fällen sinnvolle Maßnahmen ableiten, um die Lichtverschmutzung deutlich zu reduzieren. Eine gezielte Ausrichtung der Beleuchtung kann verhindern, dass Licht unkontrolliert nach oben oder zur Seite abstrahlt. Ergänzend dazu trägt das Abschirmen von Leuchten wesentlich dazu bei, Streulicht zu vermeiden. Auch der Einsatz warmweißer LEDs mit weniger als 3000 K wirkt sich positiv aus, da sie weniger stark zur Aufhellung des Nachthimmels beitragen. Zudem empfiehlt sich eine zeitliche Steuerung der Beleuchtung, etwa durch Dimmung oder Abschaltung ab 23 Uhr. Darüber hinaus kann eine Reduktion der Werbe- und Schaufensterbeleuchtung die nächtliche Helligkeit verringern. Besonders hilfreich ist es, Wandleuchten so auszurichten, dass sie ausschließlich den Boden beleuchten, und Kugelleuchten durch gerichtete Modelle zu ersetzen, die kein Licht unkontrolliert in den Himmel abgeben.
Trotz des begrenzten Messbereichs liefert die Untersuchung wichtige Hinweise darauf, wie urbane Räume verantwortungsvoller beleuchtet werden können – sowohl im Hinblick auf Energieeinsparung als auch auf den Schutz des natürlichen Nachthimmels.
Quellen
[1] McAvoy, G., & Vadrevu, K. P. (2024). Nighttime lights and population variations in cities of South/Southeast Asia: Distance-decay effect and implications. Remote Sensing, 16(23), 4458. https://doi.org/10.3390/rs16234458